Am 05. März 2008 startet die in England mit Awards überhäufte gamesTM zum zweiten Mal in Deutschland. Wie die Umsetzung der deutschen Ausgabe aussieht, welche Fehler man nicht wiederholen möchte und warum gamesTM einen Blick wert ist, darüber habe ich mit Richard Löwenstein gesprochen.
Magaziniac.Blog – Exklusiv-Interview:Hallo Richard,
danke das du dir Zeit genommen hast für den Magaziniac.Blog ein paar Fragen zu beantworten.
Evil: Erst das Cube-Magazin, dann 360 Live und nun gamesTM. Was macht es für dich so attraktiv die Hefte mit Layout-Lizenz von Imagine Publishing aus Großbritannien nach Deutschland zu bringen?
Richard Löwenstein: Wir nutzen keine „Layout-Lizenz“, sondern können im Prinzip alle Heftinhalte nutzen; also alle redaktionellen Features. Von denen wären einige in Deutschland so nicht oder jedenfalls nur mit erheblichen Aufwand an Kosten realisierbar. Das erklärt schon mal, warum die Lizenz-Sache für mich grundsätzlich attraktiv ist. Ein zweiter Grund ist, dass ein großes Verlagshaus mehr Möglichkeiten für Marktforschung und Leserbefragung hat und solche Mittel gelegentlich auch sinnvoll einzusetzen weiß. Bei Imagine hab ich jedenfalls den Eindruck. Deshalb machen deren Hefte auch einen stimmigen Eindruck, vor allem gamesTM.
Evil: Die Spielehefte hier zu Lande sind vom Layout her meist ziemlich minimalistisch bzw. wenig bunt. Warum mögen die deutschen Leser deiner Meinung nach trotzdem ihre quietschbunten britischen Kollegen?
Richard Löwenstein: Ich lasse mich zunächst mal gerne von meinem Bauchgefühl leiten. Ich weiß also gar nicht so ganz genau, ob „die deutschen Leser“ quietschbunt überhaupt mögen oder nicht. Ich mag englische Magazine, weil sie sich witzig lesen und weil sie den Spaß am Thema visuell toll rüber bringen; übrigens nicht nur bei Games, sondern auch zum Beispiel bei Autos oder Tech-Gadgets. Die Seiten dürfen aber nicht unaufgeräumt wirken. Deshalb machen wir 360 Live auch anders als das Original, wir entschlacken das Layout. Das haben wir auch mit gamesTM vor; machen das Ganze also ein bisschen „deutscher“, wenn du so willst. Aber langweilig wird’s nicht, ganz sicher nicht.
Evil: Dürfen wir in Zukunft mit weiteren Heften rechnen?
Richard Löwenstein: Wenn du diese Frage nach Start von gamesTM am 5. März immer noch genauso stellen möchtest, nehme ich das als Kompliment ;-)
Evil: 2003/2004 hat sich der Pro Verlag schon mal an einer Übersetzung der gamesTM versucht und sie nach nur vier Ausgaben wieder eingestellt. Von der deutschen Ausgabe der EDGE mussten wir uns letztes Jahr ebenfalls trennen und selbst in ihrem Heimatland kommt die gamesTM nur auf etwa 20.000 verkaufte Hefte.
Was überzeugt dich davon, dass der Leser hier nun bereit für gamesTM ist und vor allem, dass sich überhaupt genug finden?
Richard Löwenstein: Gute Frage. Zunächst wiederholen wir nicht die alten Fehler, indem wir einen viel zu hohen Preis für ein Magazin nehmen, das einen gebabelfishten Eindruck macht. Der Leser will ernst genommen werden, und wenn es geht, dafür nicht allzu viel zahlen müssen. Wir hoffen zunächst mal, mit viel Werbung, einer weiten Verbreitung und einem attraktiven Preis von 3,80 Euro viele Käufer zu finden. Und diese Käufer wollen wir dann bei der Stange halten, mit tollen Bildern, viel Chic und Geschichten, die es sonst nirgends zu lesen gibt. Ich freu mich zum Beispiel total auf die Arbeit am Retro-Teil.
Evil: Die britische gamesTM hat 180 Seiten, ich gehe nicht davon aus, dass sich hier so ein Umfang finanzieren lässt. Auf welche Heftbestandteile werden wir also verzichten müssen?
Richard Löwenstein: Stimmt, zum Start werden wir abspecken müssen. Aber der Plan ist schon, das Heft auf den Umfang des Originals zu bringen.
Evil: Bei 360 Live wurde das 10er Wertungssystem kurz nach dem Heftstart angepasst und bekam eine Nachkommastelle. Droht gamesTM ein ähnliches Schicksal?
Richard Löwenstein: Nur soviel: wir vermeiden auch hier den Fehler, zu modisch bzw. zu avantgardistisch sein zu wollen und damit bewusst Ausgrenzung zu betreiben. Alles weitere: lass Dich überraschen… ;-)
Evil: Wie hoch wird der Anteil an übersetzten Texten aus der englischen Ausgabe sein?
Richard Löwenstein: Übersetzungen gibt es gar keine. Wir passen Originaltexte an den deutschen Leser an. Ich nenne diesen Prozess ganz gerne „Eindeutschung“. Wir machen aber sehr viel mit unseren deutschen Redaktion, schon weil wir hier andere Themen haben, die uns anders bewegen.
Evil: Ich lese derzeit ein klassisches Multiformat-Magazin, was bietet mir die gamesTM neues?
Richard Löwenstein: Oh, vieles. Einen neuen Look. Einen starken Retro-Teil. Konzentration auf die wirklich wichtigen Themen. Lesenswerte, pointierte, eine Meinung transportierende Texte. Nicht zu vergessen: Zugang zu einer wirklich besuchenswerten Homepage.
Evil: Was hältst du von DVDs mit Videobeiträgen als normale Heftbeilage?
Richard Löwenstein: Jedes Jahr immer weniger.
Evil: Wenn ich mir die Auflagen-Kurve der IVW-gemeldeten Hefte anschaue, bekomm ich wenig Anlass zur Freude. Als Grund für das stetige Fallen wird immer wieder das Internet herangezogen. Inwieweit siehst du das Internet als Bedrohung für Spielehefte, inwieweit als Chance?
Richard Löwenstein: Ob Zahlen erfreulich sind oder nicht, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ich sag’s mal so: wir müssen von gamesTM keine 100.000 Hefte verkaufen, um ein Fass auf zu machen. Bei 360 Live klappt’s ja schon ganz gut, da reißt’s die Verkäufe am Kiosk seit einigen Monaten nach oben, und das obwohl das Internet sicher nicht an Bedeutung verliert, und obwohl sich die Xbox 360 eher schlecht im deutschen Markt behauptet. Woran liegt’s? Vielleicht treffen wir den Geschmack des Publikums, vielleicht berichten wir über die Dinge anders berichten als andere. Man muss halt das haben, was im Marketingdeutsch „Alleinstellungs-Merkmal“ heißt. Wichtig ist natürlich auch die Einbeziehung bzw. Vernetzung der Leser mit der Redaktion. Diese Bindung lässt sich über das Internet heute viel besser erledigen als früher nur über das Magazin.
Eine Leseprobe habe ich bei archiv.to zum
Download bereitgestellt.
Anfang März schauen wir uns dann genauer an, wie sich die deutsche Ausgabe schlägt, welche Heftbestandteile bei 100 statt 180 Seiten fehlen und gegen Ende des Jahres gucken wir schon mal, was der Plan macht an die Dicke des Originals heranzukommen ;-)
Die Heftinfos kurz zusammengefasst:
Daten und Fakten:Start: 05. März 2008
Erstausgabe: 04/2008
Verlag: Airmotion GmbH
Segment: Multiformat-Magazin
Erscheinungsweise: monatlich
Copy-Preis: EUR 3,80
Chefredakteur: Richard Löwenstein
Druckauflage: 60.000 Exemplare (Verlagsangabe)
Webseite:
gamesTM